Kaisergranat, Chorizo-Sauce und Artischocke im Hotel goldene Traube Coburg

Restaurant-Check: Ein Abend im “Esszimmer” Coburg

Kaisergranat mit Chorizo im "Esszimmer" im Hotel goldene Traube CoburgDas “Esszimmer” im Hotel Goldene Traube in Coburg besuche ich immer wieder gerne. Nun war der Anlass ein eher zwiespältiger: Chefkoch Stefan Weiter verläßt das Haus 2016. Wie es weitergeht, ist noch nicht ganz klar – außer, dass es in der “Goldenen Traube” demnächst neben dem Sterne-Restaurant und einem sehr guten Steakhaus auch noch Sushi geben wird.

Aber das alles sind noch ungelegte (Fisch-)Eier im Moment. So also hatten wir nochmal die Gelegenheit, Weiters weit über die Grenzen Coburg hinausstrahlende Küche zu genießen.

Wir wählten das große 6-Gang-Menü (zu sehr vernünftigen 125,- Euro) zusammen mit der “Weinreise” genannten Weinbegleitung (mit 52 Euro ebenfalls reel kalkuliert). Los ging´s mit einigen kleinen Amuse Guelles, die natürlich allesamt sehr lecker waren und schon das Talent des Küchenchefs aufblitzen ließen.

Das eigentliche Menü begann mit einer “Bernstein-Makrele” mit Miso, Kräutern und Apfel. Der Hammer war hier alleine schon die Optik mit der knallgrünen Sauce. Geschmeckt hat es natürlich ebensogut. Der Fisch hatte eine sehr schöne Konsistenz und die Kombination mit den Miso- und Apfel-Aromen war ungewöhnlich, aber stimmig.

Der nächste Gang war dann schon mein Highlight in einem insgesamt sehr hochklassigen Abend: Ein auf den Punkt gegarter Kaisergranat unter einer vielleicht einen Hauch manierierten (aber hey, was soll´s!) Kruste von gepopptem Quinoa mit einer kräftigen Chorizo-Sauce, Spalten von prima gegarten Artischocken und einer sehr intensiven Artischocken-Creme. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit einem Kaisergranat derart starke Aromen kombinieren kann. Aber – man kann.

Es folgte ein Gang, der zwar sehr schlicht aussah, es aber unter seiner schaumigen Oberfläche in der Tat in sich hatte: Eine wunderbare Tranche vom Steinbutt in einer schaumigen Essig-Sauce, die mit Chilliflocken und hauchdünnen Schnittlauch-Schrapnellen ausgarniert war. Darin verborgen befand sich das “beste vom Kalb”, unter anderem Bries und Niere. Auch diese Kombination hätte ich mir vorher nicht vorstellen können, sie funktioniert aber ebenfalls sehr gut.

Absolut über jeden Zweifel erhaben war dann auch die auf den Punkt “geräucherte” Taubenbrust, die von Auberginen- und Gurkenaromen begleitet war. Die beiden Gemüse sind zwar botanisch verwandt, aber auch hier wäre man nicht unbedingt spontan drauf gekommen, dass sie sich derartig gut kombinieren lassen.

Der eigentliche Hauptgang des Menüs, ein Rehrücken mit Gewürzsauce unter einer Olivenkruste war ebenfalls sehr gut, konnte aber in der Originalität der Komposition nicht ganz mit den übrigen Gängen mithalten. Das ist aber keine Kritik an diesem Gang, sondern vielmehr ein umso stärkeres Lob für die übrigen Gänge.

Ein kleines Kunstwerk – geschmacklich wie optisch – war dann zum Abschluss das Dessert, das gekonnt mit Whisky-Bananen-Aromen und verschiedenen Konsistenzen spielte.

Insgesamt war es für mich wieder ein absolut gelungener Abend auf kulinarisch hohem und gleichzeitig preislich höchst angemessenem Niveau. Man kann der goldenen Traube nur wünschen, dass es im nächsten Jahr mit der Gourmet-Tradition dort unter einem neuen Küchenchef (oder einer neuen Küchenchefin?) weitergeht.

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