Das Hofgut Hafnerleiten liegt sehr exakt im Mittelpunkt des niederbayerischen Nirgendwo, irgendwo zwischen Passau, Deggendorf und Bad Griesbach. Irgendjemand muß das sehr genau vermessen haben.
Dieser Punkt ist tatsächlich wichtig. Denn dies ist ein Ort zum Abschalten. Und das in jeder Hinsicht: Es gibt kein WLAN, keine Netzwerksteckdosen, keine Fernseher, keinen Handyempfang. Die Unterkünfte haben noch nicht mal ein Haustelefon, mit dessen Hilfe man etwa die Rezeption anrufen und dort einen Espresso bestellen könnte. Nein: Wer einen Espresso will, muß schon hinlaufen zur Rezeption.
Hofgut Hafnerleiten ist offline
Es sagt viel über die heutige Zeit, dass ein solches Hotel für viele – und durchaus auch für mich – als der ultimative Luxus gelten kann. Selten habe ich zwei Tage so genossen wie hier. Denn außer in-die-Sauna-gehen, Espresso-trinken und rumhängen gibt es in der näheren Umgebung schlicht nichts zu tun. Gar nichts. Und das ist wunderbar.
Das Hofgut Hafnerleiten ist eigentlich ein kleines Dorf für sich. Das Hotel besteht aus einem Haupthaus, in dem die Rezeption untergebracht ist und wo die Mahlzeiten eingenommen werden, und etlichen einzelnen „Häusern“, in denen man jeweils ganz für sich alleine wohnt (in der Regel zu zweit, es gibt aber auch ein paar Häuser für vier Personen). Jedes dieser Häuser ist individuell gestaltet. Es gibt ein „Bootshaus“, ein „Baumhaus“, ein „Wasserhaus“, ein „Haus am See“ und einige andere. Die moderne Architektur der Häuser ist so toll, dass das Hotel dafür im Jahr 2006 einen Preis des Bundes deutscher Architekten gewonnen hat.
Und alles ist ökologisch: Von der Auswahl der – meist regionalen – Zutaten für das Essen über den eigenen Brunnen und die eigene Kläranlage bis zu den Badeteichen, die von Krebsen und Fischen bewohnt und dadurch sauber gehalten werden.
Ein übriges tut das freundliche Personal vom Küchenmädchen bis zum Chef, das einem jeden Wunsch von den Lippen abliest. Die Küche ist für eine Hotelküche weit überdurchschnittlich, die Gerichte sind meist schön leicht und mediterran, wer Unverträglichkeiten hat oder vegan lebt, wird hier genauso gerne verköstigt wie alle anderen. Das abendliche Drei-Gänge-Menü nehmen alle Gäste gemeinsam an einem großen Tisch im Haupthaus ein. Das muß man sicherlich mögen, in unserem Falle aber waren alle „Mitbewohner“ sehr nett und es ergaben sich gute Gespräche. Das Frühstück bekommt man übrigens GRUNDSÄTZLICH in die eigene Wohnhütte geliefert, einem Frühstück im Bett steht also nichts im Wege.
Insgesamt hat es mir selten – jedenfalls selten in Europa – irgendwo so gut gefallen wir im Hofgut Hafnerleiten. Ich werde auf jeden Fall gerne wieder kommen. Hoffentlich bald!
