Also: Sowas hab ich noch nicht erlebt. Vergangene Woche hatte ich die große Ehre, für meinen Kochbruder Reiner End und dessen Catering-Service ein bißchen mitzuhelfen. Es galt, im Automuseums von Feser Automobile in Schwabach keinen geringeren als Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder zu bekochen. Wobei: Gekocht habe ich eigentlich nicht dabei – außer, man betrachtet das Herstellen einer “Chiffonade” (das sind sehr dünne Streifen) aus Pfefferminze schon als kochen.
Aber der Reihe nach.
Reiner hatte im Kochclub neulich erwähnt, dass er für den Schröder-Event noch Helfer für die Küche sucht – ohne Honorar natürlich. Da habe ich natürlich sofort zugesagt, denn das ist für mich Ehrensache. Am großen Tag selbst haben wir uns dann zusammen mit einigen anderen Kochbrüdern und den “Profis” (Ein Küchenchef und zwei weitere Köche) um 16 Uhr am Veranstaltungsort getroffen. Zunächst mal waren die vorbereiteten Speisen zu besichtigen, das Bain Marie vorzuheizen und die Suppe schon mal in demselben zu erwärmen. Danach haben wir versucht, uns so gut wie möglich zu organisieren und die Abläufe zu klären. Es waren für den Abend zwar “nur” knappe 45 Gäste (inklusive Fahrer und Security) angesagt, aber die wollen im Ernstfall ja alle gleichzeitig ihr Essen haben – also müssen jeweils 45 Tellerportionen in zwei, drei Minuten fertig sein. Und das ist schon ein kleines bißchen stressig.
Als es dann “ernst” wurde, haben wir erstmal damit angefangen, das “fränkische Fingerfood” anzurichten. Das bestand aus verschiedenen kleinen Gerichten, zum Beispiel fränkische Bratwürste mit Sauerkraut und Brot, kleine Fleischküchle mit Kartoffelsalat, Krabben-Flußkrebs-Cocktail oder wirklich sehr leckere Würfel vom Räucherlachs mit Gewürzkruste. Das alles konnte man kontiuierlich “schicken”, sodaß die Hektik an dieser Stelle nicht allzugroß war.
Dann aber ging es mit der “fränkischen Hochzeitssuppe” richtig los. In jeden Teller die genau richtige Menge Suppe, dazu jeweils einen Grieß- und Leberkloß und Flädle. Also: brennend heiße Suppe in brennend heißen Tellern, und das alles zackzack in Richtung Service. Da kam man schon etwas ins Schwitzen.
Bei den folgenden Gängen – zunächst ein wirklich göttlich auf den Punkt gegarter Zander auf Wirsing und Sellerie-Püree und dann eine butterzarte geschmorte Ochsenbacke mit zwei verschiedenen Klößen und Blaukraut – war das mindestens genauso, wenn nicht noch schlimmer. Mein Respekt für professionelle Köche ist seitdem noch größer geworden, als er eh schon war. Denn die Kocherei ist die eine Sache – aber alle Gerichte auch schnell und vor allem warm genug an den Gast zu bringen, das ist nochmal eine ganz eigene Erfahrung.
Insgesamt habe ich viel gelernt an diesem Abend. Ich bin froh, dass ich kein Koch bin. Aber noch froher bin ich, dass ich ab und zu so tun darf, als ob.