Das winzige Restaurant Khun Mae Nürnberg ist schon deshalb ein äußerst ungewöhnlicher Glücksfall, weil man an einer solchen Location niemals eine kulinarische Offenbarung erwarten würde: Das Khun Mae befindet sich am Rande einer Kleingartenkolonie im Nürnberger Stadtteil Tullnau. Nun sind solche Gaststätten natürlich keineswegs immer schlecht. Der “Lichtblick” in Erlenstegen befindet sich beispielsweise an einem ganz ähnlichen Standort. Aber ein Thai? Und dann noch ein hervorragender? In einer Kleingartenkolonie? Na eben.
Das Restaurant Khun Mae Nürnberg bestätigt von außen zunächst alle Vorurteile: Es sieht nicht unbedingt nobel aus, die Eingangstür knarzt, die Garderobe und die wenigen Tische wirken, nun ja, “gebraucht”. Die Speisekarte besteht aus einem in Plastik eingescheißtem und Din A 3 großen Stück Papier, und auf einem Regal hinter dem Tresen befinden sich allerlei thailändische Plastik-Devotionalien. Das wirkt nicht wie ein Ort, an dem man richtig gut essen kann.
Aber genau das ist hier der Fall – und das Ganze auch noch günstig.
Die Speisekarte bietet mehr oder weniger sämtliche Thai-Klassiker, also einen Salat mit grüner Papaya, einen lauwarmen Laab-Salat mit Hackfleisch, die Suppen “Tom Yam” und “Tom Ka”. Was man halt so braucht. Das Erstaunliche dabei: Es ist erstens alles authentisch, also genau wie in Thailand, und zweitens schmeckt alles, aber auch wirklich alles, so richtig gut.
Das begann schon mit den Vorspeisen bei unserem Testessen. Wir hatten eine Tom Yam- und eine Tom Ka-Suppe (jeweils für sehr faire 4,80 Euro). Beide waren mit frischem Zitronengras und Galgant sehr schön abgeschmeckt, das Gemüse schön knackig, die Schärfe genau richtig im mittleren Bereich. Auch die Saté-Hühnerspieße (5,00 Euro) waren gut, nämlich genau auf den Punkt gegart und außen schön knusprig. Die begleitende Erdnuss-Sauce enthielt auch etwas gröbere Stücke und war damit offensichtlich selbstgemacht und nicht aus der Tüte.
Danach ging es weiter mit diversen Hauptgerichten. Der Papaya-Salat (Som Tam) schmeckte wirklich absolut genauso wie in Thailand. Seine nicht unerhebliche Schärfe schlich sich zunächst von hinten an, bevor sie dann so richtig zuschlug, als man den Bissen bereits geschluckt hatte. Wer es weniger scharf mag, sollte deshalb einfach vorher bescheid sagen, dann stellt sich die Küche entsprechend ein. Das gilt auch für das mit der höchsten Schärfeklasse auf der Karte gekennzeichnete “Pat Grapao”, das dieser Klassifizierung tatsächlich alle Ehre machte.
Im mittleren Schärfebereich befand sich ein ebenfalls nach allen Regeln der Kunst zubereitetes Nam Tok, also ein Gericht aus hauchdünn aufgeschnittenem Rindfleisch mit viel Koriander, dazu gab es Klebereis. Bei diesem Gericht kommt es auf die richtige Balance zwischen dem Umami des Fleisches und der Säure von Galgant und Limettensaft an, die hier genau getroffen wurde. Unsere Kinder genossen sehr ihr völlig unscharfes (und damit auch wiederum genau richtiges) Pad Bami, also gebratene Reisnudeln mit Gemüse und Ei.
alles in allem belief sich unsere Rechnung zu acht auf nicht ganz 80 Euro inklusive Vorspeisen und Getränken – auch da kann man sicherlich überhaupt nicht meckern. Das Restaurant Khun Mae Nürnberg ist deshalb mein absoluter Geheimtipp im Thai-Bereich in Nürnberg. Nicht weitersagen!