Restaurant Globo Nürnberg

Restaurant Globo Nürnberg

Das Restaurant Globo Nürnberg ist das neue Projekt von Koch Tim Kohler, der mit seinem “Ein Zimmer Küche Bar” die Nürnberger Gastroszene vor zwei Jahren schon gehörig aufgemischt hat. Auch im Globo verfolgt er, so jedenfalls mein Eindruck, ein ähnliches Konzept: Moderne, leckere Küche im Grenzbereich zwischen Bib Gourmand und einem Stern, originelle Gerichte, wenig Fleisch, regionale Zulieferer, faire Preise. Anderswo nennt man sowas “Casual Fine Dining”. Also: Essen lecker, Atmo locker.

Bei meinem Besuch im Restaurant Globo Nürnberg waren Speisekarte, Interieur und so manches andere noch nicht ganz fertig. Das finde ich überhaupt nicht schlimm, es ist außerdem völlig normal. Jeder Gastronom möchte ein neues Restaurant so schnell wie möglich eröffnen, denn schließlich kommt erst dann Geld in die Kasse, während die Renovierungskosten ja schon vorher laufen.

Küche und Service waren jedenfalls schon voll auf der Höhe, lediglich die Tatsache, dass mein Wunsch nach der Rechnung beim ersten Versuch unterging, verbuche ich unter “Kinderkrankheiten”.

Aus der kleinen Abendkarte wählte ich als Vorspeise die gebeizte Bachforelle mit Schmorkarottern-Creme und Zitronenmelisse-Joghurt. Der Fisch war schön gebeizt, nämlich nicht zu salzig. Er ist damit in der Küche schwieriger zu handhaben, weil er bei den 2-3 Prozent Salzanteil, die ich hier mal vermute, einfach nicht so fest und damit leicht schneidbar wird wie bei den oft üblichen 5% Salz oder noch mehr. Geschmacklich ist er so aber besser, und auch die Konsistenz finde ich viel schöner als bei stärker gebeiztem Fisch. Der Zitronenmelisse-Joghurt war nach meinem Dafürhalten geschmacklich eher unauffällig. Ganz toll dagegen die Schmorkarotten-Creme, deren Geschmack ein fein ausbalanciertes Gesamterlebnis darstellte aus den Röstaromen der Karotten, etwas Zwiebel und Knoblauch sowie vor allem Ingwer, der das Ganze aber nicht dominierte, sondern sich ins Gesamtbild nahtlos einfügte. In der ungewöhnlichen Kombination mit dem Fisch funktionierte das wirklich ganz fantastisch.

Für den Hauptgang blieb ich dann beim Fisch und bestellte eine Sous-Vide, also im Vakuum gegarte Lachsforelle mit (unter Zuhilfenahme von Kurkuma) eingelegtem Rettich, den es in dieser Form im Asialaden auch fertig zu kaufen gibt, sowie einer Zwiebelcreme (19,50 Euro). So in dieser Form wäre das ein schönes, bezaubernd leichtes Sommergericht gewesen, das mir wirklich ganz ausgezeichnet gefallen hätte.

Und damit komme ich zur einzigen echten Schwäche, die das Restaurant Globo Nürnberg meines Erachtens hat. Es ist dies die Rubrik “Beilagen” auf der Speisekarte. Der Service erklärte mir, die Hauptgerichte selbst seien eher klein (ok????), und daher sei es empfehlenswert, noch eine oder mehrere Beilagen dazu zu bestellen.

Und das ist ein Problem. Denn das Spektrum der Hauptgerichte reicht von geschmorter Schweinebacke über gebratenen Blumenkohl und Bratwürste (!!!) bis hin zu eben jener sanft bei Niedertemperatur (da das Eiweiss des Fisches leicht geronnen war, schätze ich 46°…) gegarten Lachsforelle. Ich kann mir schlicht keine Beilage vorstellen, die zu allen diesen Gerichten paßt. Ein solches System kennt man sonst auch eher vom Mexikaner oder aus dem Steakhaus, wo sich das beschriebene Problem gar nicht stellt: Ein Rumpsteak unterscheidet sich geschmacklich nun mal kaum vom Entrecote oder Filet, deshalb passen die angebotenen Beilagen zwangsläufig zu allen Gerichten (oder auch nicht).

Hier aber, wie gesagt, ist die Beilagenbestellerei ein Problem. Entsprechend ratlos saß ich also vor der Karte und entschied mich schließlich für die geschmorten Linsen – auch der Service meinte, das sei eine gute Wahl. Letztlich funktionierte die Beilage aber schon aus einem ganz banalen Grund nicht zu diesem Hauptgericht: Die Linsen waren so heiß, dass sie der Service nur unter Schwierigkeiten (und vermutlich Schmerzen) zu mir an den Tisch brachte. So heißes Essen kann man nicht essen, ohne es etwas abkühlen zu lassen. Wenn man das aber macht, ist der ja schon zu Anfang nur 46° warme Fisch schlicht kalt. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als zuerst den Fisch und dann die Linsen zu essen. Natürlich waren die Linsen ebenfalls sehr gut, genau auf den Punkt gegart und schön abgeschmeckt, ich vermute mit etwas Orangensaft – aber im Zusammenhang mit dem Fisch waren sie leider ein Flop – was ich dem Service auch gesagt habe. Ich kann an dieser Stelle nur appellieren, dass man sich die Beilagen-Chose im Restaurant Globo Nürnberg  vielleicht nochmal überlegt. Die richtige Beilage zum richtigen Hauptgang hätte den Abend jedenfalls für mich zu einem noch größeren Erlebnis gemacht.

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Den Abschluß bildete für mich dann übrigens noch ein Schmand-Eis mit etwas flüssigem Karamell, eingelegten Aprikosen und Butterstreuseln. Als das Eis serviert wurde, dachte ich als Erstes “Ey, was man mit nem Pacojet doch alles machen kann!”….. Egal. Das Eis war gut, die Kombination des säuerlichen Schmands mit dem süßen Karamell funktioniert natürlich bestens, die Butterstreusel ergeben das offenbar obligatorische crunchige Element. Etwas problematisch waren allerdings die im Vergleich etwas zähen Aprikosen (wieso übrigens getrocknete, es gibt doch gerade tolle frische…?). Sie klein zu kriegen, erforderte etwas Zeit und Mühe – während das Schmand-Eis dahinschmolz. Aber das ist alles nicht dramatisch und sehr leicht veränderbar; und schließlich sind 6 Euro für ein solches Dessert nun wirklich nicht teuer.

Was ich außerdem positiv fand: Der prinzipell sehr schnelle und freundliche Service, die Tatsache, dass es genügend fleischlose Gerichte und auch reichlich alkoholfreie Getränke gibt, die fairen Preise. Mein Fazit also: Das Restaurant Globo Nürberg ist auf einem absolut richtigen, modernen Weg. Ich werde gerne wiederkommen.

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