Das Weinstockwerk im Nürnberger Trend-Stadtteil Gostenhof hat einen Namen, der den Kern der Sache nur teilweise trifft. Denn erstens ist der Laden eigentlich kein “Stockwerk”, sondern von der Lage her eine “ganz normale” Eckkneipe. Zweitens gibt es dort Wein, und zwar guten. Aber drittens geht es nicht nur um Wein, sondern auch um Fleisch. Genau gesagt: Steaks. Insgesamt bietet das Weinstockwerk damit eine Kombination, die erstmal sehr viel für sich hat.
In der Praxis beginnt mein Abend im Weinstockwerk mit einer ausnehmend freundlichen Bedienung. Die Beratung zum Thema “Wein” war kompetent und mindestens ich bekam einen Tropfen, der mir wirklich gut geschmeckt hat. Nach erfolgter Bestellung kam die nächste positive Überraschung: Sehr leckeres selbst gebackenes Brot und eine ebensolche Geflügellebermousse in einem kleinen Schälchen zum Naschen.
Zur Vorspeise kam dann eine Portion Tatar, die für meinen Geschmack zu grob gehackt war. Ich mag eigentlich nicht auf großen rohen Fleischbatzen herumbeißen, sondern das Wesen von Tatar ist für mich eben die Tatsache, dass das Flesich relativ klein gehackt ist. Außerdem fehlte mir (wie generell an diesem Abend) etwas das Salz, und das rohe Wachtelei zum Tatar ist nicht nur Chichi, sondern ein potenzielles Gesundheitsrisiko, weil Wachteleier aus konventioneller Zucht häufig mit Keimen belastet sind.
Das Hauptgericht war natürlich ein Steak, und zwar ein trocken gereiftes (“Dry Aged”) Entrecote vom fränkischen Rind. Der Garpunkt (für mich grundsätzlich “medium rare”) war sehr gut getroffen, auch die Fleischqualität machte mich sehr glücklich. Natürlich gibt es aber in Nürnberg weitere Steak-Locations, die auf dem gleichen Niveau unterwegs sind.
Die Sauce Bearnaise zum Steak – ein absoluter Klassiker – war sehr schön und mutmaßlich selbstgemacht. ie war nur mal wieder zu wenig. Allerdings hatte ich ein Problem mit den grundsätzlich guten begleitenden Pommes. Die rochen nämlich nach irgendwas, so als hätte man ein ungewöhnliches Frittierfett benutzt oder sei dasselbe nicht ganz taufrisch gewesen. Meine Mitesser konnten jedoch nichts feststellen, sodass es sich auch um eine Sinnestäuschung meinerseits gehandelt haben kann. Zu dem Beilagensalat, den ich noch bestellt hatte, braucht man nicht viele Worte zu machen. Er war halt da, aber der Koche hatte erkennbar keinen Ehrgeiz in die Salatsauce gelegt. Sowas braucht man nicht.
Trotz aller Schwächen ist das Weinstockwerk für mich eine Empfehlung, vor allem der Weine wegen. Das ist sicherlich das Alleinstellungsmerkmal, aber der gute Service gefällt mir auch sehr gut.