Wines of Portugal: Die Region Alentejo

Wines of Portugal: Die Weinbauregion Alentejo

Das Alentejo-Gebiet in der Mitte Portugals ist sicher eines der facettenreichsten Anbaugebiete in Portugal, wenn nicht in ganz Südwesteuropa. Es reicht von der Küste bei Lissabon bis hinein ins Landesinnere, in den Norden und an die spanische Grenze. Der Name bedeutet übrigens übersetzt soviel wie „Jenseits des Tejo“ – was die geografische Lage der Region ziemlich genau beschreibt.

Überraschende Weiße, kräftige Rote

Durch die große Vielfalt des Anbaugebietes gibt es im Alentejo (vor allem in den höheren Lagen und in den raueren Klimazonen) auch Parzellen, die für den Anbau von Weißweintrauben überraschend gut, wenn nicht sogar perfekt, geeignet sind. Das gar nicht so warme Klima sorgt im Verbund mit der insgesamt südlichen Lage für sehr elegante, klare Weine, denen es gleichwohl keineswegs an Alkohol und „Wupps“ gebricht. In der Qualitätsstufe reicht das vom durchaus amtlichen Alltagswein (etwa ein „Pousio Branco 2016“ vom Weingut Casa Agricola HMR über den schon deutlich komplexeren „Vinea Cartuxa White 2015“ bis hin zu wirklich großen Weinen wie dem Antao Vaz 2016, der mit seinem Duft nach geriebenem Apfel und Zimt deutlich trockener und frischer wirkt, als es seine 4g/l Restzucker vermuten lassen. Auch ein solch hochwertiger Wein kostet dabei im Handel nicht mehr als knappe zehn Euro pro Flasche.

Die wahre Domaine (und mit über 80% auch das Gros der Anbaufläche) im Alentejo gehört dabei jedoch dem Rotwein. Hier konnte ich einen Herdade dos Machados Reserva 2012 probieren, eine marmeladige Bombe mit mehr als 14 Prozent Alkohol und einem guten Anteil der hier Aragonez genannten Tempranillo-Traube in der Cuvée. Völlig anders, fast von einer anderen Welt, war der mit zarten Röstaromen in die Nase steigende Cortes de Cima Trincadeira 2014, der rein aus der in Portugal endemischen Trincadeira-Traube gemacht ist. Mein Highlight der Verkostung war neben dem Geruengos Garrafeira dos Socios 2014 („Garrafeira“ ist eine in etwa der „Gran Riserva“ im  Rioja entsprechende Qualitätsstufe) der Vinhas Velhas Private Selection 2015.

Der letztere Wein, der ebenfalls weiß Gott genügend Alkohol-Kraf aufweist, begeisterte mich durch seine völlig runde Vielschichtigkeit, bei der man noch beim x-ten Schluck neue Geschmacksnuancen wahrnehmen kann. Referent und Master Sommelier Hendrik Thoma meinte hier völlig zu recht: Bei diesen Weinen liegt die Faszination nicht nur im Geschmack „an sich“ sondern auch in der Tatsache, wie gut sie sich als ebenbürtiger „Sparringspartner“ für gutes Essen eignen. Am Ende jedenfalls steht für mich fest: Wein aus Portugal in seiner gesamten Bandbreite braucht sich hinter anderen, etablierteren Anbaugebieten weiß Gott nicht zu verstecken – dabei ist er preislich (noch) ein Geheimtipp.

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