Die Region Tejo ist eine der (noch) unbekannteren Weinregionen Portugals. Sie liegt östlich von Lissabon am Fluß Tejo. Die Region zeichnet sich durch ihre variantenreiche Landschaft aus. Es gibt hier nicht nur Wein, sondern auch Getreideanbau, Reis-Plantagen und Pferdezucht. Die eigentliche Weinregion liegt unmittelbar am Fluss. Auch sie zerfällt wiederum in vier geologisch unterschiedliche Regionen und die drei Anbaugebiete Bairro, Campo und Charneca. Jedes dieser Anbaugebiete bringt zum Teil sehr unterschiedliche Weine hervor.
Das liegt zum Teil am speziellen Mikroklima am Tejo: Im Sommer kann es hier bis zu 40 Grad heiss werden; gleichzeitig sorgt das Wasser des Flusses dafür, dass das Klima weniger extrem ist als andernorts in Portugal. Die Weine aus dem Tejo-Gebiet (früher mal hiess es „Ribatejo“, aber man fand, dieses Wort sei zu schwierig auszusprechen…) sind lange Zeit praktisch nicht in Erscheinung getreten. Und das aus einem sehr naheliegenden Grund: Durch die Nähe zur Hauptstadt Lissabon lag der Absatzmarkt für die Weine quasi vor der Haustüre. Eine größere Marketing-Offensive war damit nicht nötig.
Das hat sich gottseidank geändert, und man kann die Tejo-Weine in ihrer ganzen Vielfalt mittlerweile auch hierzulande probieren. Insgesamt umfasst das Gebiet übrigens rund 13.000 Hektar Rebfläche, die sich die rund 150 teils sehr traditionsreichen Weingüter teilen.
Auch bei der Weinherstellung herrscht in einem sehr wichtigen Punkt noch immer eine sehr alte Tradition: Die Trauben werden von Hand (besser: von Fuß) „gestampft“, oft mehrmals am Tag. Dadurch kann sich die Schale samt ihrer Tannine und Farbstoffe wesentlich besser mit dem Saft vermischen als mit mechanischen Verfahren. Auch die natürlichen Hefen tun sich in der derart durchmischten Maische leichter als sonst. Allerdings wird das Verfahren vorrangig für die besseren und besten Qualitäten angewendet, da es für einfache Weine zu kostenintensiv ist.
Aus dem Weinbaugebiet Tejo durfte ich neun Weine probieren, die unterschiedlicher fast nicht hätten sein können.
Es begann überraschenderweise mit einem Sekt, dem „Sparkling White Brut Natur Reserve 2013“ vom Weingut Quinta da Lapa. Dieses schöne, trockene Getränk wird nach der traditionellen Champagner-Methode hergestellt, erlebt also seine zweite Gärung in der Flasche und bleibt 32 Monate auf der Hefe. Der Geschmack erinnert an Äpfel und Zitrusschalen und der Preis liegt mit 9 bis 12 Euro deutlich unter dem, was man für ein vergleichbares Produkt aus Frankreich hinblättern müsste.
Es folgten dann drei ebenso schöne wie unterschiedliche Weissweine, etwa ein schöner leichter „Vale de Lobos 2016“, der bei einem Preis um 5 Euro gut und gerne jeden Tag auf den Tisch kommen darf. Der offen fermentierte Casa Cadaval Trincadeira Vinhas Velhas 2013 dagegen kostet in etwa das Vierfache und ist das auch Wert. Die Cuvée aus typischen Rebsorten der Region hat aufgrund der Herstellungsweise und dem Ausbau in alten und neuen Holzfässern viel Tannin. Es ist ein komplexer Wein voller Eleganz und Finesse, den ich persönlich zu einem besonderen Anlass geniessen würde.
Das gleiche gilt für zwei andere meiner Favoriten aus der Verkostung: Der Homenagem Santa Teresa D´Avila 2013 ist eine Mischung aus autochthonen Reben wie der Touriga Nacional mit „Klassikern wie Merlot, Syrah oder Cabernet Sauvignon und ist trotz seiner leichten Rauchigkeit im Geschmack konzeptionell eher mainstreamig orientiert. Dennoch gefällt mir der Wein extrem gut, denn er ist eben genau jenen kleinen Tick anders, der ihn am Ende unverwechselbar macht.
Mein absoluter Favorit war (wie so oft bei Verkostungen) der allerletzte Wein, ein Falcoaria Reserve Red 2007. Diesem Wein steht sein Alter ganz ausgezeichnet. Er schmeckt ledrig, fleischig und hat Anklänge an Tabak und Schokolade. Der Preis von rund 20 Euro pro Flasche ist angesichts dessen, was der Wein kann, wahrhaft fair kalkuliert.
Das sieht sehr interessant aus. Ich glaube ich statte der Region nächsten Sommer im Urlaub einen Besuch ab. Vielen Dank für den Tipp.