„Portugals geheime Liebe für Weisswein“ hieß die Veranstaltung, bei der ich insgesamt sieben gute bis extrem gute Tropfen verkosten konnte. Das Thema Weisswein hatte mich vor allem deshalb interessiert, weil man so weit südlich eigentlich keine guten Weißweine vermuten würde – doch diese Vermutung wäre völlig falsch. Aufgrund seines einzigartigen Mikroklimas bietet Portugal – jedenfalls in manchen Regionen – nämlich durchaus hervorragende Vorraussetzungen für den Anbau von Weisswein. Davon hat man nur hierzulande noch nichts mitbekommen, und das vor allem aus zwei Gründen. Zum einen dient portugiesischer Weisswein traditionell als Basis für weißen Portwein. Und zum anderen wurde er traditionell weder mit besonders viel Liebe hergestellt (die einzige Traube war sehr lange der Muskateller) noch exportiert. Und wo kein Angebot, da auch keine Nachfrage.
Ich hoffe sehr, dass sich das nun ändert und der Teufelskreis durchbrochen wird. Denn die weißen Weine aus Portugal sind für mich nichts weniger als eine echte Entdeckung.
Das liegt an mehreren Ursachen. Zum einen bieten die zahlreichen autochthonen Rebsorten Portugals (die Rede ist von über 250, was nahe am absoluten Weltrekord ist) schier unzählige Möglichkeiten des Blendings. Aber auch reinsortig tut sich geschmacklich eine neue Welt auf. Im Ausbau setzt man (gottseidank aus meiner Sicht) nur zum Teil auf Holz (und setzt dieses außerdem häufig sehr behutsam ein). Stattdessen gibt es klare, elegante, fruchtige und geradlinige Weine, die einfach Spaß machen.
Aber es gibt beileibe nicht nur Rot- und Weissweine in Portugal. Es gibt auch überaus ordentliche Schaumweine. Zum Beispiel den Espumante Ortigao Bruto 2015, der für mich eine ideale Alternative zum Champagner mit seiner oft überbordenden Wucht darstellt. Dieser junge Schaumwein ist dagegen fast floral, aber auf jeden Fall viel fruchtiger als jeder Champagner, obwohl er sonst geschmacklich durchaus in dessen Richtung geht. Für gerade 8 Euro pro Flasche für mich ein must buy.
Ansonsten waren meine Favoriten: Der Nostalgia 2015 aus dem Weingut Saven in der Region Vinho Verde (die ja übrigens nicht wegen des Weins, sondern wegen der grünen Landschaft so heißt). Es ist dies ein absolut mehrheitsfähiger Wein, reinsortig aus der „Alvarinho“-Traube hergestellt und mit 12 bis 17 Euro pro Flasche angemessen bepreist. Fast noch besser gefiel mir der Meruge Branco 2015 aus der Rebsorte Viosinho, der sich durch eine ganz feine, fast nicht wahrnehmbare Holznote bei ansonsten sehr angenehmer Frucht hervortat. Der für meinen Geschmack allerbesteste Wein aber war der Crooked Vines Old Vines 2015, ein so genannter „gemischter Satz“, d.h. im Weinberg stehen verschiedene Rebsorten einträchtig nebeneinander, die gleichzeitig geerntet und vinifiziert werden. Das ergibt am Ende einen opulenten, cremigen und hoch komplexen Wein. Ein absoluter Hochgenuss.