Imperial Nürnberg Alexander Herrmann

Restaurant Imperial Nürnberg

Euer Ehren, ich gestehe: Bis jetzt waren die Nürnberger Aktivitäten von Starkoch Alexander Herrmann mit Fränkness und Imperial für mich ein kleines Problem. Mein Besuch kurz nach der Eröffnung seines “Casual”-Restaurants “Fränkness” war äußerst angenehm – ich war mittlerweile ein zweites Mal dort und habe vom Essen und dem Service auch da einen positiven Eindruck.

Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass man in einer absoluten 1A-Lage wie der Nürnberger Kaiserstraße tatsächlich ein Fine-Dining-Restaurant wie das “Imperial” betreiben kann. Und außerdem fand ich den Titel doof

.

Deshalb habe ich meinen ersten Besuch im Imperial auch eine Weile vor mir hergeschoben. Aber im nachhinein bereue ich das.

Zugegeben: Wer Sterne-Restaurants kennt, der wundert sich erstmal, wenn er die Räume des “Imperial” im ersten Stock des Gebäudes an der Königsstraße betritt: Viel Licht, (sehr) viele Plätze, eine offene Küche mitten im Raum, viel Gold und Glitzer. Das kontrastiert mit einer rohen, unverputzen Decke und ebensolchen Wänden.

Ich wurde vom Service an einem Platz direkt neben der Küche platziert – schöner hätte ich es mir nicht wünschen können. Dort – in der Küche – werkeln neben Küchenchef Michael Seitz noch drei andere Köche. Das ist keine große Mannschaft, vor allem für die gut über 70 Couverts, die an diesem Abend zu schicken sind. Allerdings muss man dazu wissen, dass sich die Speisekarte im Imperial Nürnberg nicht nur auf das aufwändige “Tasting Menu” beschränkt, sondern es daneben noch “Klassiker” und Steaks gibt. Und gerade letztere sind für die Küche vermutlich etwas weniger aufwändig.

Insgesamt habe ich das Gefühl, Alexander Herrmann versucht im Imperial Nürnberg, durchaus hochwertige Küche auf Sterne-Niveau zu machen, aber gleichzeitig die Gäste nicht durch zuviel Gedöns abzuschrecken oder durch zu “abwegige” Gerichte (Innereien oder so) zu provozieren. Wenn das zutrifft, finde ich es lobenswert, denn wenn in diesem Land mehr Leute gut bis sehr gut Essen würden, dann täte das sowohl unserer Esskultur als auch unserer Kultur an sich nur gut.

Aber kommen wir zur Sache.

Mein Abend im Imperial beginnt mit einem schönen Secco von Christian Stahl. Zu essen gab es Variationen vom Kürbis. Da war zunächst ein wirklich stimmiger Kürbis-Zitronengras-Sud, eine Kürbiscreme in einem Nest von Frühlingsrollenteig sowie – mein Highlight – mit Senfkörnern eingelegter Kürbis, der von Garnelen in Panko-Kruste begleitet war. Schon hier – und im ganzen übrigen Verlauf des Abends – war ich im Gegensatz zu dem Bericht von Josef Wirnshofer in der Süddeutschen Zeitung keineswegs der Meinung, dass im Imperial Nürnberg die Kombination deutscher (bzw. fränkischer) und asiatischer Elemente keinen Sinn mache – im Gegenteil. Zitronengras und Kürbis sind eine ebenso logische und funktionierende Kombi wie Kürbiscreme und Frühlingsrollenteig.

Und weiter ging´´’s. Als nächstes kam ein toller Saibling mit jungem Grünkohl, der Grünkohl hatte eine phantastische Produktqualität und ich habe sowas noch nie so lecker gegessen. Zu Grünkohl MUSS es natürlich Speck geben, hier als krosse luftgetrocknete Variante. Die gerösteten Mandeln brachten noch zusätzliches Umami ans Gericht, die kalte Vinaigrette hätte ich mir vielleicht etwas lauwärmer gewünscht, sie steuerte aber die nötige Säure zu dem Gang bei. Insgesamt war das große Küche auf der Höhe der Zeit – es hätte mich auch nicht gewundert, diesen Gang auf dem Tisch eines schicken Berliner Sternelokals mit einem ebenfalls recht noblen Namen kredenzt zu bekommen.

Als nächstes kam eine exakte halbe Stunde später der vegetarische Gang: Lauwarme geschmorte Pilze mit leider sehr kaltem mozzarella, gesalzenen Pflaumen, Pflaumensud und Kornblumenblüten als Garnitur. Ein knackiges Highlight waren mit Isomalt umhüllte frittierte grüne Pfefferkörner. Auch das ein wirklich schöner Gang, bis auf die Temperatur des Käses, der für meine Begriffe hier aus dem Rahmen fiel.

Der Hauptgang war dann in seiner Schlichtheit fast ernst: Ein perfekt gegartes Stück Hirschrücken mit zweierlei Sellerie (Püree und roh mariniert) sowie einem schön leichten Gin-Miso-Sud. Natürlich ist diese Sauce nicht klassisch, und natürlich könnte man hier wieder über die europäisch-asiatische Kombination herummeckern. Sie funktioniert aber halt einfach sehr gut, und damit sollte die Diskussion eigentlich beendet sein.

Bis hierhier hatte ich einen rundum gelungenen Abend im Restaurant Imperial Nürnberg, mit wirklich tollem Essen und auch schönen Weinen zur Begleitung. Aufs Dessert verzichtete ich, weil ich süße Sachen ja ohnehin nicht so mag. Der stattdessen aufgetragene Käsegang fiel dann gegenüber dem Rest des Menüs, aber auch gegenüber dem, was ich aus der Spitzengastronomie sonst so kenne, leider zum Teil deutlich ab.

Der Käse kam auf zwei Tellern, von denen mir der eine (Ziegenfrischkäse und Feta mit Sauerklee) wirklich gut gefiel, während der andere (ein mittelfester Käse mit Zwiebelringen und Bröseln) geschmacklich zu schlicht und insgesamt einfach zu bröselig war. Schon klar: Käse ist ein Thema, das entweder beim Einkaufspreis extrem ins Geld geht – oder es ist halt schwierig. Hier wäre aus meiner Sicht der einzige Punkt, an dem es noch Verbesserungspotenzial gibt.

Das aber hat mein Vergnügen über den schönen Abend nicht wirklich getrübt – ich werde ganz sicher wieder kommen ins Restaurant Imperial Nürnberg.

3 Kommentare

  1. hi,
    das Lokal liegt in der Königsstraße und heißt deshalb “Imperial”, weil in diesem Gebäude früher das Cafe Imperial gewesen ist. Alteingesessene können sich sicher noch erinnern.
    Gruß Jutta

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