Das Il Nuraghe Nürnberg ist eine Institution. In den 80er Jahren war es eines der ersten Outlets für authentische italienische Lebensmittel in ganz Franken. Wenn man die nötigen Finanzen dafür hatte (was bei mir damals selten der Fall war) unternahm man als essens- und italienbegeisterter Mensch gerne mal eine Pilgerfahrt an den Nürnberger Theresienplatz und kaufte bei Il Nuraghe ein.
Nach vielen Jahrzehnten hat sich das Konzept des Il Nuraghe nun etwas verändert; das Weinsortiment ist (nach meinem Eindruck) zwar das Gleiche, auch die Bestückung der Feinkosttheke mit Schinken, Wurst und Käse ist ähnlich. Aber der Laden wurde gründlich renoviert und modernisiert, und als Betreiber sieht man ein an dieser Stelle neues, in Franken aber sehr bekanntes Gesicht: Tommy Schäfer, der von Fürth aus schon allerlei kulinarische Aktivitäten – von Kantine bis Sterneküche – in der Region entfaltet hat.
Nun also macht der freundliche Schäfer in Italien.
Das ist eine Kombination, die ich auf keinen Fall erraten hätte, wenn mich jemand gefragt hätte, auf wen ich tippe als neuen Betreiber des Il Nuraghe Nürnberg.
Aber gut. Es war schon immer ein Irrglaube, dass nur Italiener italienisch kochen können, dass Köche immer dick und Veganer immer dünn sein müssen. Und eines steht jedenfalls fest, und ich bestätige es gerne auch aus eigenen, früheren Erfahrungen: Kochen kann er, dieser Tommy Schäfer.
Der Wechsel im Il Nuraghe Nürnberg ist noch ganz frisch. Deshalb läuft die Maschine noch nicht ganz rund, was normal ist. Die Website liefert auf eine Anfrage nach der Speisekarte noch eine leere Seite, also muß man schon hingehen, wenn man wissen möchte, was es denn leckeres zu essen gibt am Mittag (abends ist geschlossen).
Bei meinem spontanen Erstbesuch gab es genau ein Gericht, nämlich Gnocchi mit Tomatensauce und Büffelmozzarella. Dazu nahm ich vorweg noch die gemischten Vorspeisen, die gibt es immer (10 Euro).
Die Vorspeisen waren sehr liebevoll zusammengestellt, der Schinken frisch aufgeschnitten und hauchdünn, die eingelegten Gemüse, die Oliven und der Käse allsamt von hoher Qualität. Nur der Parmesan fiel dagegen etwas ab, und insgesamt fehlte etwas Salz. Ich sage aber an dieser Stelle immer: Ich bin ein “Hochsalz”-Typ, ich brauche eher etwas mehr Salz als andere Leute.
Noch nicht ganz rund lief auch der Service: Zuerst bekam ich ein Besteck für den Hauptgang, das verschwand dann wieder. Danach kam ein Vorspeisen-Besteck, dann wurde meine Bestellung für den Hauptgang vergessen… aber wie gesagt: Das sind alles normale Kinderkrankheiten, auch wenn die Mannschaft des Il Nuraghe an sich sehr erfahren ist. Also Schwamm drüber.
Der Hauptgang setzte dann zunächst ein optisches Highlight: Ein wunderwunderschöner Teller mit leuchtend gelben Gnocchi, leuchtend roter Tomatensauce und leuchtend grünen Salatblättern obendrauf. Der Salat war sehr schön angemacht und von bester Qualität, die Tomatensauce fein abgeschmeckt. Die Gnocchi erschienen mir zunächst sehr groß – bis ich merkte dass sie innen gefüllt waren. Ich schmeckte nicht so recht heraus, worum es sich bei der leicht pilzigen Füllung genau handelte. Eine Nachfrage ergab: Steinpilz-Creme. Das schmeckte gut, ich hätte es aber nicht unbedingt gebraucht. Mein Kritikpunkt an diesem Gang ist das, was zwischen den Gnocchi in der Mitte des Tellers thronte: Ein ziemlich riesiger Batzen Mozzarella. Der war zwar ebenfalls von guter Qualität, doch leider kam er offensichtlich direkt aus dem Kühlschrank auf den Teller. Das Ergebnis: Außen war der Käse geschmolzen und damit zäh, innen hatte er noch Kühlschrank-Kälte, was in einem kommerziellen Gastro-Betrieb ja bedeutet: Unter 5 Grad. Sowas zu essen, ist wirklich nicht sehr angenehm. Die gute Nachricht aber lautet: Dieses Problem ließe sich sehr leicht abstellen. Ich bin sicher, dass die Truppe vom Il Nuraghe das schafft, und werde sicher in einer Weile nochmal wiederkommen. Aber Vorsicht: Zur besten Mittagspausenzeit ist der Laden schon jetzt rappelvoll.