Das “Coco Indochine” in Nürnberg befindet sich an einem Hotspot in der Sebalder Altstadt: An der Augustinerstraße, unweit des Hauptmarkts gelegen, halten traditionell die Touristenbusse aus ganz Europa, die die Nürnberger Altstadt ansteuern. Eigentlich ist das keine Location für anspruchsvolle Gastronomie, sondern eben eher touristisch geprägt. Das Coco Indochine wendet sich von seinem Konzept her aber nicht primär an diese Zielgruppe. Es handelt sich um das zweite Restaurant der “Coco”-Gruppe. Der Nukleus liegt nicht weit entfernt am anderen Pegnitzufer in der Schlotfegergasse, und man bekommt dort mit die besten, vor allem originellsten Sushi Nürnbergs und einige andere asiatische Leckereien.
Das “Coco Indochine” setzt seinen Schwerpunkt nun in Vietnam. Dieser Landstrich ist in Nürnberg gastronomisch bereits ganz gut repräsentiert, unter anderem im jüngst eröffneten “Thanh” im Stadtteil Johannis, wo die Küchen einen ganz ordentlichen Job macht.
Die Latte liegt also hoch.
Bei meinem Besuch Mitte Juli war das “Coco Indochine” ganze vier Tage geöffnet. Man kann von einem neu eröffneten Restaurant fairerweise noch keine absolute Perfektion erwarten (außer in der Sterne-Gastronomie, aber dort werden auch andere Preise für Speis´ und Trank aufgerufen). So läuft auch im “Coco Indochine” noch nicht alles rund. Die Bedienung ist zwar sehr freundlich, aber übt erkennbar noch. Das ist überhaupt nicht schlimm, aber dennoch für das Team des “Coco” ein Thema, an dem man noch arbeiten muß. Vor allem sollte der Service erkennen, wenn der Gast (schon seit einer Weile) aufgegessen und ausgetrunken hat und dann vielleicht einfach mal am Tisch vorbeischauen, bevor man sich um andere, leere Tische kümmert und dort eindeckt.
Von der schön gestalteten Speisekarte wählte ich mir zwei Stichproben aus: Als Vorspeise die klassischen vietnamesischen Sommerrollen, hier mit Garnelen und einer Erdnuß-Sauce serviert. Als Hauptgericht wollte ich mir dann den als Spezialität annoncierten und mit 12 Euro bepreisten “Fischtopf” ansehen, laut Speisekarte bestehend aus Lachs und Reis.
Zu meiner Überraschung kam jedoch erstmal ein Amuse Guelle aus der Küche, das ich nicht bestellt hatte und das auf der Rechnung nicht auftauchte. Dieser Gruß aus der Küche gefiel mir (bis auf die etwas seltsame Garnitur aus einem nicht mehr ganz topfrischen Blatt Lollo Rosso) sehr gut: Julienne, also dünne Streifen von Mango und Karotte in einer schönen süßsauren Sauce. Kompliment! In einem Restaurant dieser Preisklasse hätte ich kein Amuse Guelle erwartet, schon gar kein derartig gutes.
Die Sommerrollen waren auch absolut in Ordnung, das verarbeitete Gemüse frisch und knackig und die Rollen schön eng gerollt. Ungewöhnlich fand ich allerdings die Erdnuß-Sauce als Begleitung, die ich eher der Thai-Küche zugeordnet hätte. Aber geschmeckt hat´s mir gut.
Ein Schwachpunkt im “Coco Indochine” war dann allerdings leider der Hauptgang. Es kam eine große Schüssel mit Deckel, den ich selbst abheben mußte. Zum Vorschein kam ein knalleheißer Batzen Reis, mit (leider nicht angeröstetem) weißem Sesam bestreut. Daneben lagen (pfannengerührte?) Gemüse, zum Beispiel Paprika, Zuckerschoten und Karotten). Diese Gemüse waren leider nicht gut gegart, nämlich (die Paprika) entweder zu roh oder (die Zuckerschoten) übergart, also labberig. Sie lagen in einer leider sehr stark mit Stärke gebundenen, eher farblosen Sauce. Das wirkte nicht asiatisch-elegant, sondern eher europäisch-schwer und begeisterte mich nicht. Auch im Zusammenhang mit dem sehr klebrigen Reis war das keine sehr gelungene Kombination.
Mein größter Kritikpunkt war allerdings das Lachssteak, das oben auf dem Gemüse thronte. Dieser Lachs war leider völlig übergart, daher vollkommen trocken und fast strohartig. Das war wirklich nicht lecker und ist seitens der Küche einfach kein gutes Handwerk. Ich verlange in einem einfachen asiatischen Restaurant keinen exakt auf den Punkt, also glasig gegarten Fisch. Aber der Unterschied zwischen dem, wie ein gut gegarter Lachs sein soll und dem, was die Küche des Coco Indochine bei meinem Besuch geliefert hat, liegen wirklich Welten. Hier muß die Küche also wirklich noch deutlich dazulernen, es hilft leider nichts.
Ich hoffe, dass dieser Lern-Effekt möglichst schnell eintritt. Denn einen weiteren guten Vietnamesen in zentraler Lage könnte Nürnberg durchaus gebrauchen. Ich werde also definitiv demnächst nochmal im “Coco Indochine” nochmal vorbeischauen und hoffe, dann eine verbesserte Küchenleistung anzutreffen.