Das Paul in Nürnberg in der Kaiserstraße gibt es ja jetzt schon ein paar Monate. Nur leider hatte ich irgendwie bisher keine Zeit, den Laden zu testen. Dabei gehört die Location – insbesondere im Sommer – zu den schönsten in der Nürnberger Altstadt. Mit seiner Adresse in der Nobelmeile Kaiserstraße liegt das Paul nicht nur mitten im Epizentrum des Nürnberger Shopping-Quartiers. Es liegt auch direkt an der Pegnitz, auf die man von der Schmalseite des zweigeschossigen Gastraums und im Sommer von der schönen Freiterassse aus einen wunderbaren Blick hat, der Richtung Sebalder Altstadt und Burg schweifen kann.
Das Paul ist eine Mischung aus Café, Cocktail-Bar und Restaurant und bietet für jeden Geschmack eine kleine, aber nach meiner Erfahrung durchaus feine Auswahl. Um mir ein Bild von der Lage zu machen, habe ich zwei Gerichte von der normalen Speisekarte getestet. Die Mittagskarte, die nach meinem Eindruck eine schöne Auswahl zu äußerst zivilen Preise anbietet, blieb für diesmal außen vor. Ich sage aber an dieser Stelle ausdrücklich, dass ich es toll finde, wenn man an einer Location wie dieser mitten in der Altstadt mittags ein ordentliches Gericht für weniger als sechs Euro ordern kann. Das für diesen Preis Lachs oder Kaviar nicht möglich sind, versteht sich von selbst. Aber das muß ja auch nicht sein.
Frisch gewagt bestellte ich also eine Maronensuppe (für faire 4,90 Euro) gefolgt von einem “Gentlemen-Burger” für ebenfalls sozial verträgliche 8,50 Euro. Weitere Beilagen biem Burger, z. B. Pommes, kosten allerdings extra. Aber das ist völlig in Ordnung so.
Die Suppe war, ich kann es nicht anders sagen, einfach klasse. Wunderbar abgeschmeckt und genau in der richtigen Konsistenz, nämlich recht sämig, aber dennoch nicht breiig oder pampig. Genau so soll es sein. Obendrauf war etwas Knusper, dem ich inhaltlich nicht ganz beikam, ich vermute unter anderem zerbröckelte Tortilla-Chips und geröstetes Amaranth oder Quinoa. Das ergibt im Mund einen schönen Kontrast zur Suppe. Die Portion war mehr als ordentlich, und dazu gab es noch zwei schöne Scheiben sehr gutes Weißbrot. Ein rundum gelungener Gang, auch wenn man Suppe nach meinem Geschmack nicht unbedingt im Einweckglas servieren muß. Aber gut, ein bißchen “Originalität” muß vielleicht manchmal sein.
Am Burger, bei dem ich den auf der Speisekarte annoncierten Käse wegen meiner Unverträglichkeit abbestellte, gefiel mir zunächst die Tatsache, dass man ihn medium bestellen konnte – und er am Ende auch medium an den Tisch kam. Durchgebratenes Hackfleisch ist einfach bäh – auch wenn ich jeden Koch verstehen kann, der sich medium gebratenes Fleisch angesichts der in Deutschland überall grassierenden Hygiene-Paranoia nicht antun möchte. Umso toller ist es, dass der Koch (oder die Köchin) im “das Paul” das tut. Im übrigen merkte man auch am Hauptgericht, dass jemand hier sein Handwerk versteht und auf Details geachtet wird. So war etwa das sehr gute Hamburger-Brötchen schön braun angeröstet, bevor man es mit Fleischklops, Salatblatt und Zwiebel bestückt hat. Die laut Speisekarte hausgemachte Burgersauce war eher unauffällig, aber OK und jedenfalls offenbar keine Industrieware. Und letztlich muß man bei einem Preis von 8,50 auch fair und auf dem Teppich bleiben.
Bei meinem Besuch um die Mittagszeit war die obere Etage bei “das Paul” komplett ausgebucht. Wenn das passiert, kann man ins (nicht ganz so schöne, aber deutlich größere) Untergeschoß ausweichen. Ich empfehle aber auf jeden Fall eine Reservierung. Denn für mich ist “der Paul” auf jeden Fall eine Location, die ich mehr als einmal wieder besuchen werde.