Das Restaurant le Stollberg in München ist ein Zufallsfund: Ich war in der Stadt und suchte bei der Gelegenheit ein Restaurant in der Stadtmitte, in dem man halbwegs lecker Mittagessen kann. Und ich muß sagen: Das ist auch gelungen.
Das Restaurant le Stollberg liegt in der Münchner Altstadt in unmittelbarer Nähe des Touristen-Magnets “Platzl”, wo ein hier nicht näher genannt werden wollender Fernsehkoch fast einen ganzen Straßenzug mit seinen diversen Geschäftsaktivitäten in Beschlag hält. Aber das ist eine andere Geschichte – und auch eine andere Welt, in der eine simple Currywurst 9,80 Euro kostet.
Das Restaurant le Stollberg annonciert sich auf der eigenen Homepage als französisch inspiriert, was auch den Tatsachen entspricht. Und das, obwohl die junge Inhaberin und Chefköchin Anette Huber eigentlich mehr Zeit in Italien als in Frankreich verbracht hat. Nach einer Ausbildung bei Käfer in München und Stationen in Berlin, Bergamo und Padua ist sie seit vier Jahren mit eigenem Restaurant wieder an der Isar gelandet. Ein durchaus heißes Pflaster für die Gastronomie. Denn die Konkurrenz ist groß und man muß schon wirklich dauerhaft etwas Besonderes bieten, um hier zu bestehen.
le Stollberg: Zu Gast bei Freunden
Im le Stollberg hat man mittags die Qual der Wahl zwischen einer kleinen Mittagskarte mit sehr günstigen Gerichten (Hauptgerichte um die 11 Euro) und der normalen Karte mit Klassikern wie Austern (zur Wahl stehen Fines de Claire und Belon), aber auch seltenen Zutaten wie Rehleber. Außerdem gibt es das drei- oder viergängige Abendmenü, das ich in seiner dreigängigen Ausprägung gewählt habe.
Es begann (leider ohne Amuse, was mir schon gut gefallen hätte) mit einer sehr vielfältigen Vorspeise. Auf dem Teller waren neben einer dünn aufgestrichenen Sauce eine schön gebratene Garnele, Krebsfleisch einmal mit einer Art Mayo und eimal schön fluffig in Filoteig gebacken, eine gerollte “Ringelbete” (eine Art rote Beete, nur halt nicht rot), Zitronenconfit und Kaki-Kompott. Das alles war insgesamt genommen ein schönes Spiel mit verschiedenen Texturen, Temperaturen und natürlich Geschmäckern. Am Ende ergab die auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination geschmacklich ein schönes Ganzes. Der begleitende rheinhessische Weißburgunder tat dazu ein Übriges.
Als zweiter Gang folgte eine nach allen Regeln der Kunst perfekt rosa gebratene Entenbrust mit zwei verschiedenen Saucen, nämlich ein klassisch reduzierter Feigen-Jus und eine helle, mit dem Stabmixer aufgeschäumte. Dazu gab es Rosenkohl, der in seine einzelnen Blättchen zerlegt und dann vermutlich kurz blanchiert war. Das Ganze wurde ergänzt durch eine mit sehr würzigem Rotkraut gefüllte “offene Lasagne”. Auch diese Kombination war einerseits sehr klassisch, andererseits aber auch pfiffig genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Dazu hatte ich einen ziemlich genialen Malbec (!) aus dem südfranzösische Cahors – einem Anbaugebiet, dass ich für deutlich unterschätzt halte.
Zum Dessert folgte dann eine “Zimtmousse” aus dem Siphon mit Hiedelbeer-Ragout und einer wahren Geschmacksbombe von Mandarinen-Sorbet. Gegen letzteres hatte der begleitende trockene Muskateller vom Bodensee leider nicht den Hauch einer Chance. Wohlgemerkt: Der Wein war keineswegs schlecht, sondern vielmehr sehr gut. Nur war die Kombination mit dem sehr kräftigen Dessert aus meiner Sicht nicht ganz glücklich. Aber das ist nur meine Meinung.
Der Service im Restaurant le Stollberg ist, man kann es nicht anders sagen, äußerst angenehm und entspannt. Hier fühlt man sich als Gast sofort wohl, das Essen wird sehr nett annonciert und die Weine ebenfalls sehr gut erklärt. Alles in allem hatte ich immer das Gefühl, bei guten Freunden zu Gast zu sein. Und genau so ist es richtig.