Steffen Szabo kenne ich seit Anfang dieses Jahres. Nach einem mehr als angenehmen Menü auf absolutem Sterne-Niveau im “Esszimmer” des Hotels goldene Traube in Coburg, kam ein offensichtlich sehr junger Küchenchef zu uns an den Tisch. Wir plauderten sehr lange über das, was er uns den ganzen Abend lang in vielen Gängen serviert hatte. Ich war absolut begeistert. Vom Essen, aber auch von diesem jungen Mann, der aus der fränkischen Pampa (im besten Sinne!) kommt, und vielleicht gerade deshalb der goldenen Traube schon jetzt seinen handwerklich geerdeten und dennoch hoch kreativen Stempel aufgedrückt hat.
Steffen Szabo hat in der goldenen Traube ein schweres Erbe angetreten, weil bereits sein Vorgänger Stefan Beiter, bei dem Szabo Sous-Chef war, auf sehr hohem Niveau kochte. Inzwischen steht fest: Man hätte sich da keine Sorgen machen müssen. Schon Steffen Szabos allererstes Menü ließ keine Wünsche offen. Noch immer erinnere ich mich sehr gerne etwa an die schön gegarten Jakobsmuscheln oder den Hauptgang mit zarter Garnele, knuspriger Schweineschwarte, einer wunderbaren Sauce und zarten Rauchnoten von einem Mini-Maiskolben.
Auf die Gefahr hin, an dieser Stelle sehr mißverstanden zu werden: Dass er auf Sterneniveau hochkreativ (als Beispiel nenne ich hier nur sein Dessert von der roten Beete) kochen kann, ist gar nicht der Punkt bei Steffen Szabo. Auch nicht sein bescheidenes Wesen, das manchem Kollegen sogar noch besser zu Gesicht stünde als ihm. Nein. Es ist die ganz spezielle Aufgabe in der Traube, die er augenscheinlich mit Bravour meistert.
Steffen Szabo: Vier Küchen in einer
Da gibt es das Hotelgeschäft mit Rührei zum Frühstück, das abzuarbeiten ist. Dann das inzwischen ganz hervorragende Steakhaus, das auch in einer Großstadt gut angesiedelt wäre. Dafür erfindet er einfach mal kurz nebenbei einen Burger aus “Pulled Duck”, also wunderbar schlonzigem, süß-sauer glücklichmachendem Entenfleisch. Außerdem habe ich dort in diesem Sommer nichts weniger als die beste Bouillabaisse meines Lebens gegessen. And that includes Südfrankreich. Und dann ist da seit dem Winter auch noch die Sushibar, für die ebenfalls noch aus immer derselben Küche einzelne Komponenten geschickt werden müssen. Das alles, und dann noch der Erhalt des Michelinsterns im schnuckeligen “Eßzimmer” leistet Steffen Szabo bislang ohne erkennbare Ermüdungserscheinungen.
Dafür mag ich ihn. Sehr. Und dafür hat er meine Stimme beim jetzt anstehenden Feinschmecker-Voting zum “Aufsteiger des Jahres” 2016. Steffen Szabo hat eine großartige Zukunft vor sich.