Das Restaurant “Etapes” in Barcelona war für mich eine absolute Überraschung. Ich habe es völlig durch Zufall gefunden, als ich – sehr hungrig ob der für meine Verhältnisse späten spanischen Essenszeiten – eines Nachts durch die Stadt streifte. Für Barcelona war es früh am Abend, so gegen halb neun, das Restaurant Etapes dementsprechend noch leer und ich bekam sofort einen Tisch.
Das Ambiente ist zugegebenermaßen nicht das eines Sterne-Restaurants – aber das viele Chichi, das man in solchen Etablissements oft vorfindet, nervt mich meist eher, als es mir gefällt. Hier dagegen dominieren Einfachheit und Sachlichkeit, bei schönem Wetter kann man an einfachen Tischen auch draußen an der Straße sitzen.
Was mir im Restaurant Etapes (der Name ist übrigens ein Wortspiel, denn “Tapes” ist das katalanische Wort für die spanischen Tapas) als erstes auffiel, war die sehr natürliche, entspannte und freundliche Bedienung. Hier sieht man den Gast nicht von oben herab, sondern bemüht sich, zu helfen, zu informieren und zu beraten. Vor allem bei den vorzüglichen und teilweise ungewöhnlichen Weinen aus der Region ist das ein wirklich tolles Erlebnis.
Das Essen im Restaurant Etapes ist ein Erlebnis
Das Essen ist das natürlich sowieso. Das begann schon mit der ersten kleinen Vorspeise, einem Tatar von der roten Garnele in einem sehr schönen Sud. Weich schmolz das Tartar am Gaumen, vorzüglich und subtil war es abgeschmeckt. Es ging dann weiter mit einer Jakobsmuschel, wie ich sie noch nie gegessen habe (geschweige denn selbst gekocht habe): Bei dieser Meeresfrucht ist es extrem schwierig, gute Ware zu bekommen. Und wenn man die dann mal hat, ist das nächste Problem der richtige Garpunkt, der genau zwischen “roh” und “trocken” liegen muß – ein extrem schmaler Grat. Die Köche im Restaurant Etapes haben diesen Grat aber getroffen, die wunderbare Tomatenessenz machte den Gang komplett.
Danach folgte dan ein ausgelöster Hummer mit Meeresfrüchte-Mais-Ravioli, aus meiner Sicht im Vergleich der am wenigsten starke Gang des Abends. Ich halte Hummer allerdings auch für generell überschätzt und könnte sehr gut ohne das große Krustentier leben. Kleinere Krebs- und Garnelenarten schmecken oft viel besser, finde ich. Aber natürlich war das Essen deswegen keineswegs schlecht. Dem Hummer folte eine kleine Ravioli von Enten-Confit in einer wunderbaren Orangen-Entenleber-Sauce, perfekt gegart und wieder ganz toll abgeschmeckt. Als Hauptgang kam dann ein ebenfalls konfierter Spanferkel-Bauch mit einer Fenchel-Dill-Sauce. Den Dill hätte ich hier wahrscheinlich weggelassen, aber auch sonst war auch dieser Gang perfekt. Ein schönes kleines Früchte-Sorbet schl0ß das Essen ab, und ich begab mich ganz zufrieden, aber nicht mehr ganz nüchtern auf den Heimweg.