Das Restaurant Steichele Nürnberg ist eine Rarität in der Nürnberger Innenstadt. Denn die bietet zwar zahlreiche Restaurants für jeden Geschmack. Wer aber echte, authentische, klassische fränkische Küche sucht, der kann lange suchen. Als Fels in der Brandung der verschwindenden Gasthöfe steht das Restaurant Steichele Nürnberg. Die Traditions-Wirtschaft residiert in einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert – eines der wenigen alten Häuser, die in der Nürnberger Altstadt den 2. Weltkrieg überstanden haben. Das Unternehmen selbst existiert auch schon seit mehr als hundert Jahren. Allerdings war das  Restaurant Steichele Nürnberg vor nicht allzu langer Zeit heftig in Turbulenzen. Zu sehr hatte man sich auf Altmodisches verlassen, zu wenig an der Qualität des Produkts gearbeitet.

Das alles ist gottseidank vorbei im Restaurant Steichele Nürnberg. Alleine die hochmoderne Website legt Zeugnis darüber ab, wie viel sich getan hat. Ein übriges tut die Speisekarte. Sie strotzt nur so vor Klassikern wie Bratwürsten, Schäufele und Schweinebraten. Daneben gibt es aber auch vegetarische Gerichte, Pasta, Salate und eine wechselnde Wochen- und Tageskarte. Auf Letzterer sind immer wieder Dinge zu finden, die mich absolut faszinieren und die offenbar tatsächlich ihr Publikum finden: Innereien.

So war denn auch der letzte Auslöser für einen schon länger geplanten Test des Restaurant Steichele Nürnberg diese Tageskarte, die man online einsehen kann. Darin war annonciert: “Saure Nieren”, ganz klassisch mit Kartoffelbrei und gemischtem Salat.

Da konnte ich nicht widerstehen, und machte mich in meiner Mittagspause auf den Weg ins Restaurant Steichele Nürnberg.

Obwohl die “eigentliche” Mittagszeit schon fast vorbei war, hatte das geräumige Lokal nur noch einen einzigen Zwei-Personen-Tisch am Durchgang zur Küche frei. Die ebenso freundliche wie kompetente Bedienung ließ noch kurz ihren Blick schweifen, ob sie mir nicht noch einen “besseren” Platz anbieten könne. Aber wo ich sitze, ist mir nicht so wichtig, als was ich esse.

Lange überlegen mußte ich also nicht un bestellte gleich meine Nierchen nebst einem halben Liter Mineralwasser. Das Getränk landete schon Sekunden später auf meinem Tisch. Und nach nicht einmal zehn Minuten Wartezeit (ich habe mitgestoppt)  servierte mir die freundliche Kellnerin dann auch schon mein Essen. Das kam – wie früher oft üblich – in getrennten Edelstahl-Schüsselchen, sodass ich mir selbst auftun konnte. Diese altertümliche Methode finde ich gerade für ein Schmorgericht wie saure Nierchen eigentlich optimal. Denn in der geschlossenen Schüssel bleibt das Essen viel besser warm als auf dem Teller. So kann  man sich also immer wieder ein kleines Portiönchen nehmen und hat bis zum Schluß warmes Essen.

Das Gericht selbst war ohne Fehl´ und Tadel. Die Nierchen waren (wichtig!) sehr sauber pariert, alles Unschöne war großzügig weggeschnitten. Die Nierchen waren offensichtlich lange genug geschmort worden, um nicht mehr zäh zu sein. Sie zeigten jenen unvergleichlichen, typischen “Biß”, den man von normalem Fleisch nicht bekommt und der mir ganz ausgezeichnet gefällt. Die Sauce war – offenbar mithilfe von etwas Tomatenmark – gut abgeschmeckt und auch optisch ein Genuß. Der Salat hatte eine süßliche Sauce (mancher pseudo-Gourmet wird hier die Nase rümpfen – doch die Süße ergänzt die sauren Nieren hervorragend, und außerdem waren alle Zutaten von herausragender Qualität und Frische).

Für so ein Essen zahle ich gerne 12,90 Euro. Dass ich die sehr große Portion fast nicht geschafft hätte, ist für mich dagegen eher ein Nachteil. Ein bißchen weniger hätte auch gereicht. Aber insgesamt hat mich diese Mittagspause im Restaurant Steichele Nürnberg sehr glücklich gemacht. Ich werde wiederkommen!