Hühnerbrust ist normalerweise keine Zutat, für die ich eine große Leidenschaft entwickle. Das Fleisch ist sehr mager und damit potenziell sehr zart. Allerdings nur dann, wenn man die Hühnerbrust GENAU auf den Punkt gart – was konkret bedeutet, dass sie zwischen 65 und maximal 70° Kerntemperatur hat. Das ist ein enges Temperatur- und damit meist auch Zeitfenster. Und nicht sehr kompatibel mit zwei kleinen Kindern, die angesichts der Aussage “Es gibt Essen, JETZT” manchmal so ihre Interpretationsprobleme haben.
Dieses Rezept für mediterranes Hähnchen bildet jedoch eine Ausnahme. Dadurch, dass die hühnerbrust vorher mariniert, flach geklopft und dann auf dem Grill relativ schnell gegart wird, kann man sie ein paar Minuten warm halten, ohne dass sie trocken wird. Gleichwohl ist dieses Rezept für einen netten Abend zu zweit besser geeignet als für ein Familienessen oder eine große Einladung zum Dinner.
So weit, so gut. Wichtig sind mir noch drei Dinge: Erstens, Hühnchen (vor allem konventionell erzeugtes aus Industrieproduktion) ist ein potenzielles Hygieneproblem. Deshalb trage ich immer Latex-Handschuhe, wenn ich mit Hühnerfleisch hantiere. Mein Messer wandert sofort in die Spülmaschine, nachdem ich damit rohes Hühnerfleisch geschnitten habe, ebenso das Schneidbrett. Am Grill habe ich zwei verschiedene Grillzangen: Die eine ist für das rohe Hühnchen zuständig, die zweite fürs gegarte. Das klingt jetzt vielleicht nach Overkill, aber was ich bisher in professionellen Restaurantküchen gesehen habe, bestätigt diesen Overkill.
Zweitens: Die Zutatenliste stimm WIRKLICH. Dass da Fischsauce und Sojasauce stehen, ist ABSICHT. Aber keine Angst: Niemand, der nur zum essen am Tisch sitzt, wird diese Zutaten bemerken. Aber er oder sie wird merken, dass es ganz fantastisch schmeckt. Und dafür sind gerade die beiden “seltsamen” Zutaten zu einem guten Teil verantwortlich.
Drittens: Ich koche jetzt seit fast 35 Jahren fast jeden Tag. Trotzdem benutze ich immer noch ein digitales Thermometer, wenn ich Hühnchen zubereite. Denn man kann wirklich krank werden, wenn man Hühnchen (vor allem konventionelles, siehe oben) nicht richtig durchgart. Kleine Kinder und alte Leute sind besonders anfällig. Und die kleine Investition ist nicht der Rede wert, finde ich.
Aber nun lasst uns anfangen mit der Kocherei:
Zutaten für 2 Personen
2 Hühnerbrüste, möglichst Bio oder "Label Rouge" aus Frankreich
- Zutaten für Marinade
200 ml Olivenöl
1 EL Sojasauce
2 EL Fischsauce oder Austernsauce
1 EL Dijonsenf oder mittelscharfer Senf
2 TL getrockneter Thymian
2 TL getrockneter Rosmarin
je 1/2 TL Salz und Pfeffer
Saft von 2 Zitronen
2-3 Knoblauchzehen, durchgepresst, oder 1 EL Knoblauchpaste
Zubereitung
- Hühnerbrüste säubern und trocken tupfen. Dann mit einem scharfen Messer kreuzweise einritzen, aber nicht durchschneiden. Wem dieser Arbeitsschritt zu kitzlig ist, der läßt ihn einfach weg.
- Alle Zutaten für die Marinade gründlich miteinander verrühren. Mithilfe eines kleinen Schneebesens geht das am effizientesten.
- Hähnchen in eine Ziploc-Tüte geben und mit ca. der Hälfte der Marinade übergießen. Beutel schließen und Marinade in das Fleisch gründlich einmassieren. Das macht hinterher beim Geschmack wirklich einen Unterschied!
- Hühnchen mindestens eine Stunde, besser über Nacht marinieren.
- Grill vorheizen
- Hühnchen aus der Marinade nehmen, in einem Sieb kurz abtropfen lassen.
- Auf den heißen Grill legen, von jeder Seite ca. 4-5 Minuten grillen, Kerntemperatur überprüfen (mindestens 65°).
- Dazu gibt es gegrilltes Gemüse (Spargel, Zucchini, Paprika...), das ich beim Grillen mit der restlichen Marinade übergieße, Pitabrot und Tsatsiki.